Marksteine der Geschichte von Pitten
Wie die herrlichen Funde aus der mittleren Bronzezeit beweisen, wurden die "Marksteine von Pitten" bereits vor 3500 Jahren gelegt. Menschen haben seit dieser Zeit in unserem Tal eine hohe Kultur entfaltet. Die geschriebene Geschichte Pittens ist seit 869 zu lesen, als die Nonne Peretcunda ihren Besitz Pitten dem Stift Freising übertrug. Seit dieser Zeit hat sich Bedeutendes in Pitten ereignet. Die Chronik berichtet immer wieder davon, dass sich die Menschen dieses Tales auch den größten Widrigkeiten mit Erfolg entgegengestellt haben. Heute ist Pitten ein blühendes Gemeinwesen mit vielen Einrichtungen, die uns das Leben in unserer Gemeinde lebenswerter machen. Pitten hat eine ausgezeichnete Infrastruktur mit Kindergarten, Schulen, Spiel - und Sportanlagen und ausgebauten Verkehrswegen. Der neu geschaffene Wohnraum, die angesiedelten Handels - und Gewerbebetriebe und die Industrie beleben die Wirtschaft und bilden die Grundlage für die Lebensqualität der Bewohner. Mögen die "Marksteine der Geschichte von Pitten" von vielen Menschen besucht werden.
Einleitung
Nur wenige Kilometer bevor sich das Pittental in das Steinfeld öffnet und sich die Pitten mit der Schwarza zur Leitha vereinigt, liegt der Markt Pitten. Er wird überragt von Schlossberg und Weißjackl im Osten bzw. Süden und den niedrigen Bergen der Schafleiten und des Kreithwaldes im Westen. Die Sommerfrische Pitten wurde durch den Bahnbau im Jahr 1881 erschlossen und erfreute sich bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts großer Beliebtheit. Andere Tourismusgewohnheiten führten zu einem starken Rückgang der Nächtigungen. Durch die nahegelegene Asia-Therme in Linsberg gewann Pitten aber wieder an touristischer Bedeutung. Durch zahlreich angelegte Wanderwege erreicht man die Höhen und genießt herrliche Rundblicke, die sich vom Schloss Seebenstein über Wechsel - Sonnwendstein - Semmering - Rax - Schneeberg und Hohe Wand bis zu den Anhöhen des Wienerwaldes erstrecken. Man kann mit Recht von einem „Paradies der Blicke“ sprechen.
Pitten hat rund 2500 Einwohner und eine Ausdehnung von 13.09 km². Die Seehöhe beträgt am Hauptplatz 334 m.
Besiedlung und Ortsname
Die Gräberfunde der mittleren Bronzezeit (1550-1250 vor Christus) sind Zeugen aus der Urgeschichte. Alte Wegreste und Funde von Römischen Grabsteinen und Münzen lassen einen Römerweg über die Höhenzüge entlang des Pittentales vermuten. Später wurde das Tal auch von Slawen besiedelt. Urkundlich wurde Pitten erstmals in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahre 869 genannt. Durch die Jahrhunderte änderte sich die Namensform mehrmals. 869 "ad Putinnu", um 1144 "parrochia Putina", 1180/90 "Butinna" und "Putina urbs" um 1205. Im 18. Jahrhundert wechselte die Schreibweise zwischen Pütten und Pitten. 1855 wurde der Name Pitten amtlich festgelegt. Der Name Pitten führt nach Dr. Walter Steinhauser auf eine vorslawische Grundform zurück, auf das Wort "Buda", das Schilf, Schilfgras bedeutet, was auf den einstmals versumpften Talboden hinweist.
1. Ehemaliges Gemeindeamt
Dieses im Jahr 1891 errichtete Gebäude liegt im Ortszentrum. Es wurde 1941 von der Gemeinde angekauft und mehrmals renoviert. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Gemeindekanzlei im heute nicht mehr bestehenden Haus Nr. 23 in der Wiener Neustädter Straße. Ab Ende August 2005 wurde das Gemeindeamt in das Haus Wiener Neustädter Straße 24 (ehem. Raika) verlegt. Im alten Gemeindeamt befinden sich nun die Post und die Büros von DI Andreas Hahn und Günther Weixelberger. In früheren Zeiten waren hier noch die Raiffeisenkasse, der Gendarmerieposten und der Wasserleitungsverband untergebracht. An der Fassade des Gebäudes befinden sich vier Fresken, die vom Pittner akademischen Maler Prof. Josef Buchner entworfen und ausgearbeitet wurden. Von links nach rechts zeigen sie:
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Zwei Männer bei der Arbeit an einer Papierbütte, was auf die Tradition der Papierindustrie in Pitten hinweist.
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Das Marktwappen, das den Heiligen Georg in Kampf mit dem Drachen darstellt. Von diesem Wappen leiten sich die Gemeindefarben "Rot-Weiß-Gold" ab.
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Die Nonne Peretcunda, als sie sich beim Hoftag in Baden anno 869 von König Karlmann die Schenkung "ad putinnu" (bei Pitten) an das Hochstift Freising bestätigen lässt (erste urkundliche Erwähnung).
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Eine Textstelle aus der Klage zum Nibelungenlied (Mitte 13. Jahrhundert), in der Pitten genannt wird: "diu herzoginne Adelint, des küenen Sintrams kint. den helt man wol bekande: er het bi Osterlande ein hus an Ungermarke stat: Püten noch den namen hat: da wuohs von kinde diu magt von der ich hie han gesagt".
2. Die Bergkirche (Pfarrkirche zum Hl. Georg)
Im 8. und 9. Jahrhundert war das Christentum im östlichen Niederösterreich bereits verbreitet. In einer Urkunde wird eine Kirche um 1094 "sub castello", also „unter der Burg“, bezeichnet. Diese Kirche dürfte mit der Felsenkirche (auch als Karner bezeichnet) ident sein. 1727-32 wurde auf dem Platz einer ursprünglich spätgotische Kirche ein barocker Neubau errichtet, der noch Teile des alten Gotteshauses beinhaltet. Der Besucher gelangt über die von Pfarrer Rupert Holzleitner (1866-1877) angelegte Brücke zum Kirchhoftor. Die mächtige barocke Westfassade der unter Propst Herculan Kalchgruber und Pfarrer Friedrich Desbordes umgebauten und 1732 wieder eröffneten Kirche ragt vor einem auf. Der von Zinnen begrenzte Vorplatz war einst Friedhof. Die neu bepflanzten Hangstufen rechts führen zum ursprünglichen Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs 1914-18. An der linken Kirchenmauer zeugen eiserne Gusstafeln von der letzten Ruhestätte der Eisenwerksverweser. Über dem mit Kupfer beschlagenen Eingangstor der Bergkirche sind die Wappen der Pröpste Herculan Kalchgruber und Mathias Führer in Verbindung mit dem des Stiftes Reichersberg angebracht. Der Kirchenbau besteht aus einem 3-jochigen Langhaus, dessen Tonnengewölbe auf weit vorspringenden Wandpfeilern ruht. An einem Grabstein mit Wappen aus dem Jahre 1421 vorbei, zeigt ein Seitenaltar den hl. Antonius von Padua als Augustiner-Chorherrn, ein weiterer ein Marienbildnis. Den Hochaltar ziert ein Bild des hl. Georg im Kampf mit dem Drachen. Rechts und links davon stehen die hll. Ambrosius und Augustinus. Das Wappen des Stiftes Reichersberg, das Wappen des Propstes Ambros Kreuzmayr und eine Dreifaltigkeitsgruppe krönen den Altar. Das Seitenaltarbild nächst der Kanzel zeigt Jesus auf dem Ölberg. Der letzte der vier Seitenaltäre ist dem hl. Patricius geweiht. Die Orgel wurde 1955 von der Pfarrbevölkerung zum Gedenken an die Opfer des Weltkrieges zu 16 klingenden Registern erweitert. Zwischen Kirche und Felswand führt der Weg zum Turm, der ein Rest der alten gotischen Kirche ist. Im Netzrippengewölbe der sog. Läutestube finden sich Fresken aus dem 16. Jahrhundert, welche die vier Evangelisten und die vier lateinischen Kirchenväter darstellen. Der mittelalterliche Glockenstuhl im Turm trägt seit 2011 vier neue Glocken. Die große Stahlglocke des alten Geläutes hängt seither auf einem Glockenträger vor der Kirche, um den Turm zu schonen. Zusammen mit den neuen Glocken im Turm ergibt dies ein 5-stimmiges Geläute, welches wie früher vom charakteristischen Klang der großen Glocke geprägt wird. Im Glockenträger vor der Kirche befindet sich zudem ein Glockenspiel, welches vom örtlichen Verschönerungsverein anlässlich der 1100-Jahr-Feier von Pitten im Jahr 1969 angeschafft wurde. Beim Verlassen des Turmes über die stark ausgetretenen Steinschwellen gelangt man zur Felsenkirche, auch als Karner bezeichnet. Sie war vermutlich die erste christliche Kultstätte der Region. Reste von späteren Wandmalereien aus dem 11. bis 13. Jahrhundert schmücken die Rückwand. Eine interpretierbare Koch- und Schlafstelle weist auf die Wohnstätte eines Einsiedlers hin. Beim Kirchenneubau 1727 wurden die Gebeine vom Friedhof vor der Kirche hier aufgeschichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ man den Großteil der Gebeine in den neuen Friedhof überführen und der Karner wurde restauriert.
3. Schloss - Die "Veste Pitten"
Unsere Burg war einst ein Bollwerk gegen Magyareneinfälle und Jahrhunderte später gegen die Türken. Wir haben keinen urkundlichen Nachweis über die Gründung einer Burg am Schlossberg, doch ist anzunehmen, dass schon im 9. Jahrhundert eine Wehranlage als Kern der Pittener Grafschaft und als Teil der Karantanischen Mark eingerichtet war. 1094 wurde die Burg erstmals im Zusammenhang mit der Neubestiftung des Klosters Formbach genannt. Unter den Grafen von Formbach - Neuburg blühte die "Grafschaft" Pitten auf. 1158 starb Eckbert III. den Heldentod vor Mailand bei der Belagerung der Stadt durch Kaiser Friedrich Barbarossa. Mit ihm stirbt das berühmte Grafengeschlecht aus und der Glanz um Pitten versinkt. Die Grafschaft Pitten geht an den Vetter Eckberts, den Markgrafen Ottokar III. aus der Steiermark, 1186 an die Babenberger und 1281 endgültig an die Habsburger über. Von 1254 bis Ende des 15. Jahrhunderts wechselte die Zugehörigkeit mit den jeweiligen Herrschern zwischen Österreich und Steiermark. Dann kam Pitten endgültig zu Niederösterreich.
1408 war der Raubritter Hanns Laun aus dem Geschlecht der Rotter Pfandherren. Er unternahm seine Raubzüge auf die Wiener Handelsstraße, bis Wien ihm ein Lösegeld von 4627 Gulden zahlte. 1482-1485 war Wolfgang Teufel Pfleger von Pitten. Er verteidigte vier Jahre die Burg gegen Ungarnkönig Mattias Corvinus und konnte erst nach endgültiger Aushungerung bezwungen werden. Als die Vorräte zur Neige gingen, waren noch ein Hase, etwas Weißmehl und ein Fass ungarischer Wein da. Teufel ließ den Hasen braten, Brot backen und schickte dies samt einer Flasche Wein dem Ungarnkönig, damit dieser sähe, wie stattlich er noch in seinem Schloss versehen sei. Worauf der König verwundert war, aß, trank und darauf dem Burgherrn seinen Mundbecher mit nachfolgender Botschaft in das Schloss schickte:" Weil du noch hast Wildpret, Weißbrot und guten ungarischen Wein, so magst du wohl der Teufel sein". Corvinus hebt die Belagerung auf; sichert ihm freies Geleit zu und zieht nach Zerstörung der Burg ab. Sie wurde bald darauf wieder aufgebaut.
Am Trinkbecher selbst und im Gedenkbuch zum Corvinusbecher ist die damalige Begebenheit festgehalten. 1969 kehrte der Corvinusbecher mit dem dazugehörigen Buch wieder nach Pitten zurück. Er wurde anlässlich der 1100-Jahr-Feier von Wolf Graf Baudissin-Zinzendorf und Pottendorf (der in Schleswig-Holstein wohnhaft gewesene Erbe) der Marktgemeinde Pitten geschenkt.
1529 wurde unter Burgherrn Matthäus Teufel, dem Sohn Wolfgangs, der Türkenbelagerung standgehalten, obwohl die Teufel inzwischen ihren Sitz nach Krottendorf (Frohsdorf) verlegt hatten. 1588 war Johann Christoph Teufel Landfahrer und bereiste den Orient. In Konstantinopel nahm er Sebastian Stahn als Koch und Dolmetsch in seine Dienste. 1590 starb sein Wegbegleiter und Diener in der Hauptstadt Kaswin. An der Schlosskapelle in Pitten ließ Johann Christoph eine Tafel anbringen, die von den Verdiensten und der Treue Stahns erzählt. 1605 litt die Burgbesatzung arge Wassernot während der Belagerung durch den ungarischen Magnaten Stephan Bocskai. Worauf sich Teufel entschloss, inmitten des Burghofes einen Brunnen zu bauen. Die Gedenktafel an der Burgkapelle erzählt vom Prünngraber Vlüv. Der Brunnen wurde in 13-jähriger Bauzeit errichtet und war 73 Klafter tief. 1658 war die Herrschaft Frohsdorf-Pitten an die Grafen Hoyos übergangen. 1672 zeigt ein Stich von Georg Matthäus Vischer die Burg als große Veste. Die Wehrmauer und der Wehrturmrest (jetzige Mesnerwohnung) zeugen vom Ausmaß der Wehranlage. 1683 war Pitten Kreudfeuerplatz und Zufluchtsort. Bei Annäherung des Feindes wurde bei Nacht ein Feuer entfacht und am Tag mit Böllern geschossen. Burgherr Graf Hoyos hielt dem letzten Türkenangriff stand. Um 1820 ging die zum Teil verfallene Burg an Gräfin Lipona (die Schwester von Napoleon I.). 1844 ließ Graf Chambord mit seinen reichen Mitteln die Burg zu einem Jadgschloß ausstatten und einen Tierpark anlegen. 1890 wurde das Eigentumsrecht für den noch minderjährigen Prinzen Don Jaime von Bourbon eingetragen. Ab 1940 gehörte das Schloss wieder zum Besitz der Habsburger. Heute befindet sich das Schloss in Privatbesitz.
Das Schloss heute:
Zum ältesten Bauteil zählen der Berchfried und die Burgkapelle, welche romantische Bauteile aufweist. Der Torbau und die Ringmauer sind der Renaissancezeit zuzurechnen. Der Brunnen im Burghof ist zum Teil eingestürzt. Die Zinnen bei der Kapelle gehörten zur Vorburg.
Wenn wir vom Schloss den Weg Richtung Leiding folgen, erreichen wir in ca. 15 Minuten das
4. Grafenkreuz
Dieses mächtige Steinkreuz trägt eine überlebensgroße Christusgestalt und wurde vom damaligen Schlossherren Graf Chambord (dieser sollte als Heinrich V. auf den Thron Frankreichs erhoben werden, lehnte jedoch diese Berufung ab) im Jahre 1867 für einen tödlich verunglückten Jagdgast errichtet.
Bei einer der häufigen Jagden in diesem Wald fand an dieser Stelle der französische Graf Ferdinand von Ferronays am 21. Dezember 1866 aus unbekannter Ursache den Tod. Am Sockel befand sich ursprünglich eine Marmorplatte mit der goldenen Inschrift:
Ici est mort
le 21 decembre 1866
le comte Fernand de la Ferronays
apres une noble et trop courte vie,
toute de fidelite
de devouement
et d'honneur
Die Inschrift lautete:
Hier starb am 21. Dezember 1866 der Graf Ferdinand von Ferronays nach einem würdevollen und zu kurzen Leben, das voll der Treue, Hingabe und Ehre war. Betet für ihn! Er ruhe in Frieden!
5. Mittereckerbrunnen
Der Brunnen ist Bürgermeister Georg Mitterecker (Amtszeit 1929-1934 und 1950-1953 ) zu Ehren benannt. Der Brunnen wurde über dem Pumpwerk für die Bergstrasse 1954 erbaut. An der Mauer zeigt uns ein Sgraffito von Prof. Josef Buchner den Kreislauf des Wassers. Weil die Russlandquelle fast versiegt und die Trinkwasserversorgung durch Industrialisierung gefährdet war und im Gemeindegebiet keine ergiebigen Quellen sind, wurde 1950 mit anderen Gemeinden der Wasserleitungsverband "Unteres Pittental" gegründet. Das Wasser bringen die Ursula - und die Soltysquelle in Petersbaumgarten, die inzwischen durch die neu erschlossenen Brunnenfelder in Seebenstein und Warth ergänzt wurden. Für das köstliche Nass ist jetzt ausreichend gesorgt.
6. Wolfgang Teufel-Säule
Der ursprüngliche Standplatz der Säule befand sich in der Wiener Neustädter Straße am Ortseingang gegenüber dem Haus Nr. 1.
Sie trägt die Inschrift:
ANNO DOMINY
M CCCC L XXX V IAR
(1485)
WOLFGANG TEUFEL
PFLEGER AUF PÜTN
Laut mündlicher Überlieferung soll am ursprünglichen Standplatz Wolfgang Teufel nach der Übergabe der Burg an Matthias Hunyadi "Corvinus" seine treuen Gefolgsleute entlassen haben.
7. Pestsäule
Diese Gedenkstätte für die unzähligen Pesttoten wurde vermutlich in den Jahren um 1730 errichtet, da um diese Zeit die Pest, diesmal von Wiener Neustadt ausgehend, wieder in Pitten wütete. Weitere Pestausbrüche sind aus den Jahren 1349, 1623, 1679, 1684 und 1713 überliefert. Das auf der Säule zu sehende Mosaik wurde ebenfalls von Prof. Josef Buchner ausgearbeitet und von seiner Tochter Christine restauriert.
8. Der Pfarrhof (mit Pfarrhofkirche zum Hl. Martin)
1144 verlieh Erzbischof Konrad I. von Salzburg den Zehent der Pfarre Pitten an Propst Gerhoch des Augustiner-Chorherrenstiftes Reichersberg. Dieser ließ eine Kapelle erbauen. Sie wurde 1149 vom Salzburger Erzbischof Eberhard I. geweiht. Da der alte Pfarrhof durch Überschwemmungen stark beschädigt war, entschloss sich das Stift Reichersberg 1651 unter Pfarrer Wilhelm Guethrater zum Neubau, welcher von Dechant Quirin Eder 1664 vollendet wurde. Ausgeführt wurde der Bau durch italienische Wanderbaumeister. Einige Zeit später, 1728, versah man die Fassaden mit reichen Stukkaturen. Auch die Innenräume wurden umgestaltet. 1948 erweiterte man die Kapelle zur heutigen Pfarrhofkirche. Heute führt der Weg vorbei am Missionskreuz durch das Schmiedeeisentor in den Vorgarten. Durch den Rosengarten erreicht man den Pfarrhof. Der Eingang besteht aus einem Rundbogen-Steinportal, dessen Schlussstein die Jahreszahl 1652 trägt. Die beiden Wappenschilder, links von Propst Adam Pichler und rechts von Pfarrer Friedrich Debordes vollenden die Umrahmung. Man tritt ein und gelangt in den Arkadenhof, dessen zweigeschossige Form aus dem ersten Bauabschnitt stammt. Die Mitte des Hofes ein Brunnen mit zwei Putti, die eine Schale halten. Prunkstück der Innenausstattung ist die sog. Bibliothek mit einem Fresko um 1730 – Augustinus reicht das Herz Gott – darstellend. Schwere Stukkaturen zieren den Raum. Weiters sind das älteste Bild des Stiftes Reichersberg und ein Bild des Pfarrhofes von 1732 zu sehen. Geht man in die Kirche, so befindet man sich im letzten Bauabschnitt. Bemerkenswert sind die Glasfenster, die den hl. Ambrosius, den hl. Antonius, das Wappen von Kardinal Innitzer und das Wappen des Reichersberger Propstes Floridus Buttinger zeigen. Das Presbyterium war einst die Kapelle. Der Josefinische Hochaltar mit dem Bild des hl. Martin weist charakteristische Zopfmotive auf. Ein Bild der Kreuzschleppung Christi hängt zur Rechten. Seit 2013 trägt der Turm drei Glocken, welche auf das Geläute der Bergkirche abgestimmt sind. Der Pfarrhof wurde in den Jahren 1995/96 generalsaniert.
9. Ehemalige Feuerwehr-Remise
Im Gründungsjahr der Freiwilligen Feuerwehr Pitten 1869 errichtet, in den Jahren 1898 und 1901 umgebaut, diente sie der Feuerwehr bis 1969. In diesem Jahr wurde sie durch ein neues, den heutigen Anforderungen entsprechendes Feuerwehrhaus am Pfarrwiesenweg - anlässlich der 100jährigen Bestandesfeier der Freiwilligen Feuerwehr Pitten - ersetzt. Heute befindet sich, nach wunderbar gelungener Restaurierung, ein Kosmetiksalon darin.
10. Schubert-Denkmal
Im Park gegenüber der ehemaligen Feuerwehr-Remise steht das vom Männergesangverein Pitten im Jahre 1928 errichtete Denkmal. Auf einem Steinblock ist eine Bronzeplatte angebracht, die in Reliefform das Porträt von Franz Schubert zeigt. Der Anlass der Errichtung durch den heute nicht mehr bestehenden Verein war der 100. Todestag dieses großen österreichischen Komponisten.
11. Andachtskapelle (Hochwasserkapelle)
Am Beginn des Kreithtales steht eine Kapelle, welche in Höhe der Hochwassermarke des Jahres 1861 errichtet wurde. Durch das große Einzugsgebiet der Pitten von über 350km² kam es oft zu Überschwemmungen. Ab dem 16. Jahrhundert berichtet die Chronik immer wieder davon. Auch in den Jahren 1965, 1966 und 1975 wurde Pitten von Hochwässern heimgesucht und es entstanden arge Schäden. Die Hochwasserkapelle wurde im Jahre 2000 durch den Verschönerungsverein Pitten renoviert.
12. Bronzezeitlicher Grabhügel
Der offene Grabhügel vor der Schule stammt aus dem bronzezeitlichen Gräberfeld von Pitten. "Wo Tote Diademe tragen - UNESCO-Hilfe für aufsehenerregende Grabungen in Pitten". So lauteten die Schlagzeilen in den Zeitungen des In- und Auslandes 1972.
Der bronzezeitliche Friedhof von Pitten
Am Fuße des westlichen Bergrückens, von der heutigen Kreuzackergasse talaufwärts, erstreckte sich das Gräberfeld. Nach dem Grabungsbefund waren in der letzten Phase der frühen Bronzezeit auf einem ehemaligen Siedlungsareal der Jungsteinzeit Schachtgräber angelegt worden. Diese waren fast alle beraubt. Über ihnen wurden in der mittleren Bronzezeit Hügelgräber errichtet, denen in der späteren Bronzezeit Brandgräber mit kleinen Steinbauten folgten. In der jüngeren Eisenzeit wurden erneut zwei Tote hier bestattet. Im 9. Jahrhundert nach Christi, als von den Grabhügeln durch Versandung sicher nichts mehr zu sehen war, benützte man den Platz für einen frühmittelalterlichen Friedhof. Die Funde der mittleren Bronzezeit erstrecken sich von 1550-1250 vor Christus, die der späteren Bronzezeit von 1250-1200 vor Christus. Die ersten Funde kamen 1932 am Acker der Familie Sagmeister zu Tage. Zwischen 1973 und 1976 untersuchte man unter Leitung von wirkl. Hofrat Doktor Franz Hampl eine Fläche von 10.000 m² und barg rund 200 Gräber. Eine Vielfalt von Bronzegegenständen wurde gefunden. Bronzenadeln, Gürtel, Dolche, malteserkreuzförmige Stachelscheiben, Armreifen, Spiralen, Anhänger und drei Diademe. Das Bronzeblech der Diademe, das mit geometrischen Mustern verziert ist, ist spitzwinkelig zusammengebogen, verschmälert sich zu den Schläfen hin und endet mit einer breiten Nackenstütze. Auch Töpfchen und große Tongefäße mit Ritzmustern zählen zu den Funden. In nicht so gutem Zustand, jedoch häufiger, wurden solche Diademe in Ungarn und in der Slowakei gefunden. Die Pittener Funde lassen Beziehungen zu diesem Raum vermuten.
Wo mag die Siedlung dieser "Fürsten" der Bronzezeit gewesen sein? 1978 wurde am Pittener Schlossberg ein Gräberfeld der Urnengräberzeit, eine Siedlung der älteren Eisenzeit und der Burgwall des 9. Jahrhunderts nach Christus angeschnitten, dem ein gleichzeitiger Friedhof vorgelagert war. Vielleicht kommt uns der Zufall wieder zu Hilfe, um das Dunkel der Vorzeit zu lichten.
Am Waldsaum der Kreuzackergasse errichtete 1952 die Familie Sagmeister aus Dank für die Heimkehr aus dem Krieg eine Kapelle.
13. Georgi-Stollen (Eisenerzbergbau in Pitten)
Die ersten Erzschürfe liegen im Dunkeln. Als die Erzvorkommen am Schlossberg im Jahre 1786 an die Grafen Hoyos verliehen wurden, fand man Reste eines vielleicht 100jährigen Bergbaues. 1787 erhielt Christine Hoyos die Bewilligung zum Bau eines Hochofens. Der Bergbau war durch Wirtschaftskrisen oft stillgelegt und erlebte einige Besitzerwechsel. 1804 ließ Graf von Pergen den Erbstollen (Georgi-Stollen) zur Lösung des Schlossbergerzfeldes ansetzen. Von 1853-1860 wurden 432.490 Zentner Erz gefördert und im Ort verschmolzen. 1866 kam die "Pittener Eisengewerkschaft" in den Besitz der Sigl'schen Lokomotivfabrik zu Wiener Neustadt. Der Tiefbau mit dem Abteufen des Josefi-Schachtes beginnt. 1869-1870 baute man eine neue Hochofenanlage. Zwischen 1887 und 1897 betrug die Förderung 500.000 Meterzentner Erz. Unter dem Besitzer Chaudoir wurden 1897 der Bergbau und die Eisenhütte stillgelegt. Erst 1924 begann eine Aktiengesellschaft wieder mit dem Tiefbau. Der Schachtröstofen an der Bahnlinie in Brunn ging 1924 in Betrieb. Die Rösterze wurde in die CSSR geliefert. Die Fördemenge betrug 1930 34.700 Tonnen. Nach der Einstellung 1930 nahmen die Oberschlesischen Hüttenwerke 1940 den Betrieb wieder auf. 1943 wurden 27.298 Tonnen und 1944 noch 19.375 Tonnen gefördert. Am 1. April 1945 erfolgte die endgültige Einstellung des Bergbaues. Das Spateisenvorkommen liegt in linsenförmigen Erzgängen. Der Abbau in den alten Bauen betrug 2 bis 3 m, im Tiefbau war er geringer. Heute erinnern uns noch die Straßennamen wie: "Auf der Schmelz", "Werksgasse" und Grubenhausweg" sowie am Schlossberg der "Rauchfangwald" und die Grabtafeln der Eisenwerksverweser bei der Bergkirche an die Blütezeit des Bergbaues von Pitten.
Nach Kriegsende wurden in den Stollen rund 130.000 Tonnen Donarit eingelagert, das zwischen Mai 2001 und Juni 2002 mit einem Kostenaufwand von rund 3.270.000,- Euro ausgeräumt und umweltgerecht entsorgt wurde.
14. Das Marterl
gegenüber dem Haus Wiener-Neustädter Straße 11 stammt aus dem 17. Jahrhundert. Wie so oft in der Geschichte sagt die Chronik nichts über den Grund der Errichtung. Könnte das Marterl aus vergangener Zeit erzählen, musste man hier länger verweilen.
Folgen wir der 1912 errichteten Böschungsmauer Richtung Erlach, kommt man zur Nische, die den letzten öffentlichen Brunnen beherbergte. Hier führt seit altersher die Hauptstraße am Fuße des Schlossberges entlang nach Erlach.